Mit Hilfe von CrossFit und Paleo, gesund durchs Leben trotz Diabetes

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Vielen lieben Dank an meinen Patienten/Athleten Patrick für seinen Erfahrungsbericht!
Wie Patrick durch Ernährung und Sport seinen Blutzucker in den Griff bekam

„Als bei mir im Alter von 19 Jahren Typ-1 Diabetes diagnostiziert wurde, war ich erst einmal geschockt. Die Insulin-produzierenden Zellen meiner Bauchspeicheldrüse wurden zerstört, da sich mein körpereigenes Immunsystem, das in erster Linie zur Abwehr krankmachender Keime dient, sich plötzlich gegen mich richtete.

Insulin hat die Aufgabe, den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, die ihn zur Energiegewinnung benötigen. Durch die fehlende Produktion und Ausschüttung des Insulins staut sich der Zucker im Blut an, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Der Zucker der nicht verarbeitet werden kann und im Blut verbleibt, kann auf lange Sicht Blutgefäße, Nerven und zahlreiche Organe schädigen. Seit der Diagnose ist es meine lebenslange Aufgabe meinen Blutzucker zu testen und bei Bedarf Insulin zu spritzen. Die genaue Ursache von Typ-1 Diabetes ist in der Wissenschaft umstritten. Eine Erklärung bei mir könnte die Verbindung aus frühkindlichem Asthma, häufigen Erkrankungen und das Kortisonspray sein, welches bei asthmatischen Anfällen, die Bronchien erweitert.

Die größte Herausforderung für mich war, mein gewohntes Essverhalten mithilfe der korrekten Insulindosis zu behandeln. Die richtige Dosis ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen von der eingenommenen Menge an Kohlenhydraten, da diese vom Körper zu Zucker verarbeitet werden, zum anderen spielt der Tageszeitpunkt und das Mischverhältnis von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen eine entscheidende Rolle.

Die ersten zwei Jahre waren ein schwieriger Kampf. Vor allem weil der Hauptbestandteil meiner Nahrung aus wechselnden kurz- bzw. langkettigen Kohlenhydraten bestand, wie z.B. Nudeln, Reis, Brot, Kartoffeln, Süßigkeiten und süßen Softdrinks. Bei der Diagnose wurde mir beruhigenderweise gesagt, dass ich meine Ernährung bei richtiger Selbstbehandlung beibehalten könne. Jedoch erlebte ich aufgrund der falschen Einschätzung der Insulindosis bei gleicher Ernährungsweise einige herbe Rückschläge, in Form von unkontrollierbaren Blutzuckerschwankungen im Alltag. Aus diesem Grund fing ich langsam an den Zucker aus meiner Nahrung zu verbannen und auf Ersatzprodukte zurückzugreifen. Zum Beispiel Süßstoff statt Zucker und mehr Gemüse pro Mahlzeit, dafür weniger Kohlenhydrate (Nudeln, Brot, Kartoffeln, Reis). Ich experimentierte auch mit vegetarischer Ernährung, merkte jedoch schnell, dass mir die Proteine fehlten, da ich zur selben Zeit anfing intensiv zu trainieren (CrossFit). Ich begann mich zu belesen, welche Ernährung sich bei Diabetes eignet und stieß dabei auf die Paleoernährung. Paleo ermöglicht es, aus Quellen wie Eiern, Nüssen, Fleisch, Fisch, Weidebutter, Gemüse und Obst, Kraft für den Alltag zu haben. Milch- und Getreideprodukte hingegen werden bei Paleo nicht empfohlen. Der Fokus der Ernährung liegt vor allen Dingen auf dem Prinzip des „Clean Eating“: natürliche, also kaum verarbeitete, und nachhaltige Produkte zu konsumieren.

Ich merkte schnell, wie sich das Kraft-Ausdauer Training in Kombination mit Paleoernährung positiv auf meinen Blutzucker und alle anderen Werte auswirkte. Ich habe jedoch herausgefunden, dass striktes Paleo mein Trainingsziel, Muskelmasse aufzubauen, erschwert. Aus diesem Grund habe ich die Paleoernährungsweise für mich erweitert. Ich esse Milchprodukte und öfters wieder langkettige Kohlenhydrate (z.B. Reis, Süßkartoffeln, Vollkornnudeln). Kurzkettige Kohlenhydrate (Bananen oder Apfelsaft) führe ich vor dem Sport zu mir, aber auch nur dann, wenn ich nicht direkt davor gegessen habe, um einer Unterzuckerung während der Trainingseinheit vorzubeugen. So ganz kann ich den Zucker also nicht aus meinem Leben verbannen. Ich kann jedoch darauf achten, guten Zucker zu essen, z.B. in Form von Obst oder Trockenfrüchten. Manchmal muss man sich jedoch auch etwas gönnen, was dennoch die Ausnahme sein sollte. Ein Eis oder Schokolade genieße ich dann umso mehr.

Die Ausgewogenheit der Ernährung, so wie der Großteil an ursprünglichen, natürlichen Lebensmitteln haben nicht nur mein Leben mit Diabetes verbessert, sondern auch zu einem Anstieg von physischer und psychischer Konzentration und Leistung, sowie weniger generellen Erkrankungen geführt. Desweiteren hat sich durch regelmäßige Bewegung die körpereigene Aufnahme von Kohlenhydraten verbessert. Außerdem konnte ich meine tägliche Insulindosis auf mehr als über die Hälfte reduzieren. Ein typischer Essensplan in der Woche sieht bei mir folgendermaßen aus: morgens Kaffee, Speck/Eier mit Paprika, Porridge mit Banane oder Erdbeeren. Mittags Gemüsepfanne, Salat mit Fisch und dazu etwas Reis, zwischendurch auch gerne eine Handvoll Nüsse. Abends Yoghurt, Fleisch, oder Süßkartoffel mit Ei.

Insgesamt kann ich dem Leben mit Typ-1 Diabetes viel Positives abgewinnen, da es mich erst dazu gebracht hat, mich mehr mit dem Thema Ernährung, dem eigenen Körper und dessen Leistungsfähigkeit auseinander zu setzen.“

 


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